Vom Gefühl zur Gestaltung: Was gute Interior-Projekte ausmacht
Fünf Gedanken über Interior Design, die Kund:innen und Designerinnen weiterbringen

Viele Interior-Projekte beginnen mit einem Gefühl.
Irgendetwas passt nicht (mehr). Oder noch nicht. Zu wenig Stauraum. Zu viel Chaos. Oder einfach das Bedürfnis, dass das Zuhause wieder besser zu einem selbst passt.
Nur selten kommen Kund:innen mit einem klaren Ziel, wohin die Designreise gehen soll, aber das ist auch gar nicht nötig.
Unsere Aufgabe als Designerinnen ist es, genau dort einzusteigen. Fragen zu stellen. Gut zuzuhören, auch mal zwischen den Zeilen zu lesen.. Ideen sortieren. Struktur reinbringen. Und gemeinsam ein Ergebnis zu entwickeln, das funktioniert – nicht nur am Papier oder in unserem CAD-programm, sondern auch im Alltag.
Ich plane und gestalte seit vielen Jahren Interiordesign-Projekte – von der klaren Vision bis zur vagen Wunschvorstellung. Hier teile ich fünf Gedanken aus der Praxis, die bei der Umsetzung eine Rolle spielen. Für Kolleginnen, die ähnliche Erfahrungen machen. Und für Kundinnen, die einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten.
1. Eine klare Richtung, auch wenn sie am Anfang noch nicht da ist
Interior Design beginnt selten mit einem fertigen Plan. Viel öfter ist da einfach das Gefühl, dass etwas nicht mehr passt. Der Wunsch nach Veränderung. Nach einem Zuhause, das stimmiger ist, besser funktioniert oder endlich fertig wird.
Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden herauszufinden, wo die Reise hingehen soll. Dafür braucht es gute Fragen und die Bereitschaft, genau hinzuhören. Viele können nicht direkt sagen, was fehlt. Sie merken nur, dass sich etwas ändern soll. Genau da setzen wir an.
Dabei geht es nicht darum, einen bestimmten Stil durchzusetzen oder Dinge zu verkaufen. Es geht darum, ein passendes Konzept zu entwickeln. Und klar, nicht jede Anfrage passt zu jeder Designerin. Jede hat ihren eigenen Zugang und Stil. Das darf so sein. Wenn etwas nicht stimmig ist, spricht man es an. Dann ist vielleicht jemand anderes besser geeignet.
2. Vertrauen und die Bereitschaft, auch mal abzugeben
Design ist ein Prozess. Und wie bei jedem Prozess ist nicht alles sofort sichtbar. Das kann verunsichern. Deshalb helfen wir, Orientierung zu schaffen. Mit Skizzen, Moodboards, Visualisierungen – und vor allem mit echten Materialien. Stoffe, Oberflächen, Farben, die man sehen und anfassen kann.
Worauf es ankommt, ist Vertrauen. Nicht nur in das Ergebnis, sondern auch in die Arbeitsweise. Wenn nach den ersten Entwürfen das endgültige Konzept entsteht, ist es wichtig, nicht an jedem einzelnen Detail festzuhalten. Manches wirkt nur im Gesamtbild.
Ein funktionierendes Konzept lebt davon, dass die Elemente aufeinander abgestimmt sind. Wenn man zu viel verändert, passt es irgendwann nicht mehr zusammen. Ein kleiner Tisch ist nicht einfach nur ein kleines Möbelstück. Er ist Teil der Gesamtplanung.
3. Räume, die zu Menschen passen, nicht zu Trends
Trends sind ein Thema, das immer wieder angesprochen wird. Was ist gerade in? Welche Farbe sieht man überall? Und natürlich beobachten wir Entwicklungen. Wir sind auf Messen, im Austausch mit Herstellern und sehen neue Kollektionen frühzeitig. Aber der Ausgangspunkt unserer Arbeit ist nie ein Trend.
Wir gestalten für Menschen. Für ihre Bedürfnisse, ihren Alltag, ihren Geschmack. Was ein Zuhause ausmacht, ergibt sich nicht aus einer Liste aktueller Farben oder Formen, sondern aus dem, was individuell passt.
Manche Trends bleiben länger, andere verschwinden schnell wieder. Bouclé zum Beispiel hat sich gehalten. Trotzdem stellt sich bei jeder Entscheidung die Frage, ob es auch inhaltlich sinnvoll ist. Möbel sind langfristige Anschaffungen. Da zählt mehr als das, was gerade angesagt ist.
Als Designerinnen bringen wir das Wissen um aktuelle Entwicklungen mit. Aber wir filtern es, prüfen es, passen es an. Und setzen nur um, was für das jeweilige Projekt wirklich passt.
4. Ein klarer Ablauf hilft allen
Der Einstieg in ein Projekt ist oft offen. Es geht um Wünsche, um Gewohnheiten, um Vorlieben und Budget. Diese Phase kann durcheinander wirken, vor allem für die Kundinnen und Kunden. Deshalb strukturieren wir sie.
Ein Fragebogen hilft, erste Gedanken zu sortieren. Man kann sich in Ruhe mit den eigenen Bedürfnissen beschäftigen. Im Gespräch klären wir dann offene Punkte und fügen alles zusammen.
Sobald klar ist, wohin es gehen soll, wird der Prozess konkreter. Wer weiß, was als Nächstes passiert, ist entspannter. Und als Designerin kann man sich besser auf die Umsetzung konzentrieren, wenn man nicht ständig Entscheidungen neu diskutieren muss.
Ein klarer Ablauf sorgt dafür, dass Projekte effizient und reibungslos laufen. Für beide Seiten.
5. Ein Ergebnis, das funktioniert
Am Ende geht es darum, ob das Ergebnis im Alltag funktioniert. Ob die Raumaufteilung durchdacht ist, ob Möbel und Materialien sinnvoll gewählt wurden und ob der Raum so nutzbar ist, wie es geplant war.
Gutes Interior Design erkennt man daran, dass es keine ständigen Kompromisse braucht. Alles hat seinen Platz, wirkt stimmig und unterstützt die täglichen Abläufe.
Genau das ist unser Ziel. Ein Ergebnis, das nicht nur gut aussieht, sondern im Alltag überzeugt.
Wenn am Ende alles zusammenpasst und “einfach schön!” und stimmig ist und man die Rückmeldung kommt, dass es genau so geworden ist, wie sich die Kunden das gewünscht haben – dann war es ein gutes Projekt.